Emil Nolde

Immer redete man schon davon, dass Nolde eine gewisse Nähe zum Gedankengut der Nazis gehabt haben soll. Nun ist es heraus, der Maler bewunderte den Führer und war ein Antisemit. Das alles, obwohl seine Bilder, als entartet gebrandmarkt, in Museen nicht gezeigt werden durften. Das wurde später zu einem Malverbot umgedeutet. Im Noldehaus in Seebüll konnte man die "Ungemalten Bilder" sehen. Zwei mal habe ich dieses Haus besucht, das so gar nicht in die norddeutsche Landschaft passen will.

Es war schon ein Erlebnis, Noldes wunderbaren Bilder nahe ihrem Entstehungsort sehen zu dürfen! Wenn man noch das Glück hatte, den angrenzenden, vom Maler angelegten und gepflegten Garten, in voller Blüte bewundern zu können, war das Erlebnis perfekt!

Nun aber hat die Kanzlerin, eben wegen Noldes politischer Ausrichtung, zwei seiner einmalig schönen Bilder aus ihren Amtsräumen verbannt. 

Ich frage mich, ob das so richtig war. Muss man nicht den begnadeten Künstler vom Menschen und seiner Haltung trennen! Wenn man damit anfinge, das Eine vom Anderen abhängig zu machen, wäre unser Dichter- und Künstlerhimmel schnell leergefegt! Richard Wagner z.B. wird verehrt, obwohl er ein schrecklicher Mensch war und gegen die Juden polemisiert hat.

Florian Illies hat in einem Beitrag für das Feuilleton der ZEIT folgenden zutreffenden Satz geschrieben:

"Es wäre schön, wenn es uns gelänge, die Widersprüchlichkeit, die ja eigentlich nur von der Widersprüchlichkeit des Menschen erzählt, zum Teil unserer Deutschstunde zu machen. Und der Wahrheit Raum zu geben, dass leider auch niederträchtige Menschen höchste Kunst schaffen können. Das ist natürlich unbequem. Aber viel mutiger, als wieder damit anzufangen, Bilder abzuhängen."

Illies bezieht sich in diesem Text auf den Roman von Siegfried Lenz "Deutschstunde", der die Person Emil Noldes zum Thema hat.