Geschmackssache

 

Es stimmt, ich habe lange nichts mehr zum Thema Whisky geschrieben! Es ist aber wirklich nicht so, dass der Whisky mir nicht mehr schmeckt; nur, das ganze Drum und Dran nervt mich gewaltig!

Es ist unheimlich schick geworden, Whisky gut zu finden. Whisky-Läden und Geschäfte, die auch Folkloristisches über Schottland vertreiben, schießen wie Pilze aus dem Boden. Die Leute, die sich mit Whisky schmücken, sind oft nicht die sympathischsten. Auf den zahlreichen Whiskymessen laufen die ganz versessenen Whisky- und Schottlandanhänger dann im Kilt als Schotten verkleidet herum.

Am schlimmsten sind die, die ihr gerade angelesenes Wissen unbedingt an den Mann bringen müssen. Wie erlebt, erzählen sie z. B. Distillerie-Managern in Schottand, wie man eigentlich einen guten Whisky macht.

Wer den letzten „Whisky-Botschafter“, eine deutschsprachige Fachzeitschrift, aufschlägt, stößt auf eine Menge Berichte über deutsche Whiskydestillerien. Für mich gehört der Whisky, zumindest der Single Malt,  nach Schottland! Warum der Ehrgeiz vieler Brenner, es den Schotten gleichzutun?

Vielleicht, weil sie wissen, dass der Whisky in Schottland knapp wird. Private Abfüller, wie etwa Adelphi, finden so gut wie keine guten Fässer mehr. Darum werden neue Destillerien in Schottland geplant und errichtet, wie es eben jener Abfüller Adelphi mit Ardnamurchan tut. Diese Destille wird wohl in diesem Monat ihre Produktion aufnehmen.

Jahrgangswhiskys werden knapp. Muss doch in seiner Bezeichnung der jüngste verwendete Whisky als Jahrgangsbezeichnung genannt werden. Immer mehr Whiskys  haben Fabelnamen, die nichts mehr über das Alter des Flascheninhalts sagen. Es ist übrigens eine Mär, dass sehr alter Whisky unbedingt besser sein muss als ein jüngerer. Das glauben nur reiche Russen. Über die Qualität langgelagerter Fässer äußerte sich ein Distillerie-Manager einmal so - es könne durchaus sein, dass so ein altes Fass schlichtweg einmal vergessen worden sei, vielleicht auch wegen seiner schlechten Qualität!

Das Neueste ist, dass man versucht, wie auch im letzten Whisky-Botschafter gelesen, legendäre Whiskys von längst geschlossenen Destillen nachzumachen, indem man Produkte von Brennereien mischt, die in der Nachbarschaft der geschlossenen Destille liegen. - The Lost Distillery Company - Ob dann der Geschmack des alten Whiskys getroffen wird? Kein Mensch kann das kontrollieren! Aber, immerhin eine gute Geschäftsidee, und es wird eine Menge „Liebhaber“ geben, die dafür viel Geld ausgeben.

Wo sind sie geblieben, die alten Zeiten, als es noch um den Geschmack des Whiskys ging und um die Schönheit der schottischen Landschaft, in die eingebettet die Destillen liegen? Eben, früher war alles besser!