Ein Glücksmoment

Manchmal wird man gefragt, wann man in seinem Leben einmal so richtig glücklich war. Meistens fällt einem dann nicht gleich was ein. Letzt habe ich mir selbst einmal die Frage gestellt und bin dabei auf ein Geschehnis gestoßen, das schon sehr lange zurückliegt.

Als Junge besuchte ich ein Neusprachliches Gymnasium mit Altsprachlichem Zweig, wobei die Altsprachler immer die a-Klassen bildeten und die eigentlichen "Stars" der Schule waren. Von der ersten Klasse an lernte ich Latein, später kam Altgriechisch hinzu. 

Latein war nie so richtig meine Stärke, ich kam so über die Runden. Natürlich wurden im Fach Latein auch Klassenarbeiten geschrieben, Übersetzungen  im Wechsel zwischen Lateinisch-Deutsch und Deutsch-Lateinisch. Am Schlimmsten für mich war es immer, vom Deutschen ins Lateinische zu übersetzen.

Einmal bekamen wir eine solche Arbeit zensiert zurück. Vor der Ausgabe der Hefte meinte unser Lateinlehrer, etwas sehr Merkwürdiges sei passiert, der Krause hätte die beste Arbeit geschrieben. Allenthalben ungläubiges Staunen. Es wurde überlegt, neben wem ich gesessen hätte, da gab es aber nur einen Nachbarn und der hatte eine viel schlechtere Note. Es blieb also nichts Anderes übrig als einzusehen, dass alles auf meinem Mist gewachsen war. Ich war glücklich! Ein Sehrgut wollte der Lehrer mir aber nicht geben, ich hatte einen lateinischen Rechtschreibfehler gemacht - annus , das Jahr zu deutsch, hatte ich mit nur einem -n- geschrieben, was dem Wort bekanntlich auch eine andere Bedeutung gibt. Eine 2+ war ja auch schon mal was, eine Note, die ich auch nie wieder erreicht habe.

So schlecht müssen meine Lateinkenntnisse aber nicht gewesen sein, denn noch heute gelingt es mir, lateinische Texte, z. B. Caesars De Bello Gallico, zügig zu übersetzen. Vokabeln sind mir noch geläufig. Im Griechischen allerdings sieht es ganz anders aus, die Schrift kann ich noch lesen, einige Vokabeln weiß ich auch noch, das ist auch schon alles.