Der vollkommene Angler - Oder Eines Nachdenklichen Mannes Erholung

17/08/12 16:36

d.v. Angler2

Dieses im Jahre 1653 in London erschienene Büchlein ist so etwas wie die Bibel der Fliegenfischer. Verfasst hat es der Londoner Eisenwarenhändler Izaak Walton. 
Er beschreibt, wie an einem wunderschönen Maimorgen ein Angler, ein Falkner und ein Jäger ausrücken, um ihrer Liebhaberei nachzugehen. Dabei preist der Angler sein Tun so gewaltig, dass der Jäger ihn bittet, Ihn in der Angelei zu unterweisen.
Im Folgenden erfährt dann der Leser etwas über die Wesensart der heimischen Fische und darüber, wie man es anstellen muss, sie zu fangen. Auch heute noch ist die Lektüre dieses Büchleins amüsant und lehrreich.
Ich hatte das Glück zwei Übersetzungen ins Deutsche aus den 50er Jahren antiquarisch erwerben zu können. Besonders schön ist die ledergebundene aus dem Paul Parey Verlag. Sie enthält wunderschöne Stiche aus der Entstehungszeit des Buches. Die andere Ausgabe ist 1958 im Verlag Werner Dausien in Hanau/M. erschienen. Sie gefällt dadurch, dass sie Bildtafeln von Fischen enthält, die dem "Portefeuille des Enfans" von Friedrich Justin Bertuch von 1802 entnommen worden sind.


Izaak Walton
Das Lied des Anglers
Aus - Der vollkommene Angler

 


Im Wort tut sich die Liebe kund;
der rühmt den Falken, der den Hund,
der hat am Ballspiel seine Freud`,
und der umwirbt manch holde Maid.
Doch neid`ich jenem sein Entzücken,
darf ich am Fischfang mich beglücken.

Wer jagd,stets in Gefahr sich sieht,
dem Falkner oft der Falk entflieht.
Wer spielt, wird meist Verlierer sein,
und der Verliebte leidet Pein,
gefesselt in Cupidos Schlingen.
Nur Angeln wird nie Kummer bringen.

Fürwahr, Erholung unbeschwert
ist stets dem Angler nur beschert;
denn jeder andre Zeitvertreib
beansprucht beides: Seel`und Leib.
Doch ich brauch`nur die Hand allein,
der Geist kann sich der Muße weihn.

 

 

 

 

 

Das weite Meer such ich nicht auf,
mich lockt des kühlen Flusses Lauf.
Ihn, der so friedlich meerwärts fließt,
hab`ich zum Vorbild mir erkiest.
Dem Guten will ich mich verbinden
und tief betrauern alte Sünden.

Ich merk`bei der Forelle Fang,
wenn sie den Köder wild verschlang,
wie kümmerlicher Dinge Trug
die Habgier schnell in Fesseln schlug.
Doch meidet sie des Köders Speise,
ich fröhlich ihre Weisheit preise.

Beim Fischen man zwar fasten muß,
doch ist das Mahl dann ein Genuß.
Und rechte Lust kann es nur sein,
lad`ich dazu den Freund mir ein.
Er ist willkomm`ner meinem Tisch
als meiner Angel war der Fisch.

Geht auch mein Angeln nicht nach Lohn,
hab`trotzdem ich Gewinn davon.
Denn unseres Herrn und Heilands Ruf
aus Fischern Menschenfischer schuf.
Der Angler zu verbinden weiß
das Fischen mit dem höchsten Preis.

Die ersten, die er sich erkor,
all waren Fischer sie zuvor.
Als er zuletzt zu ihnen trat,
zur Speise er sich Fisch erbat.