Anhalter


Bei der Suche nach einem bestimmten Photomotiv stöberte ich letztens auf der Festplatte meines Rechners herum. Interessiert blieb ich dann bei den Photos unseres Norwegenurlaubs im Spätsommer des Jahres 2011 hängen.

Beim Betrachten der Bilder erinnerte ich mich an viele Begebenheiten dieses  wunderschönen Urlaubs.

 

An einem Tag wollten wir die Stabkirche in Lom besuchen. Dazu nahmen wir die Sognefjellstraße, die zwischen den Gipfeln des Jotunheimen-Gebirges  und den Gletschermassen des Jostedalsbreen verläuft. Eine einmalige, wunderbar wilde Landschaft, die zu vielen Photostops einlud.

Über unzählige Kehren mit bis zu 12% Steigung geht es hinauf bis zum höchsten Punkt der Straße, von wo aus man einen weiteren atemberaubenden Ausblick hat.

Beim Erklimmen der Kehren waren uns schon zwei junge Männer aufgefallen, die sich mit Rucksäcken schwer bepackt die große Steigungen emporquälten. Der hochgereckte Daumen der beiden verriet, dass sie mitgenommen werden wollte. Wir hatten die Rückbank unseres PKWs umgelegt, so dass niemand ohne Umbau dort einsteigen konnte. Etwas schuldbewusst fuhren wir weiter. 

 

Wir erreichten einen Aussichtspunkt, an dem wir anhielten, um die Gegend zu bestaunen und um Photos zu machen. Bald schon hatten die beiden Wanderer diesen Punkt auch erreicht, wir kamen ins Gespräch, wobei wir unsere Unhöflichkeit, nicht anzuhalten, erklärten.

Nun, der Umbau der Rücksitze war schnell geschehen, damit die beiden Burschen einsteigen konnten. Es waren Münchener Studenten, die noch an diesem Tag eine Berghütte, die Juvasshytta, erreichen wollten, um am nächsten Morgen an einer geführten Tour zur Besteigung des höchsten norwegischen Berges, des Galdhöpiggen, teilzunehmen. Der Gipfel ist 2469 Meter hoch. Angesichts der späten Stunde hatten sie dieses Vorhaben schon beinahe abgeschrieben, um so glücklicher waren sie, dass sich uns anschließen konnten.

Nach etlichen Kilometern Fahrt durch die eindrucksvolle Landschaft erreichten wir den Abzweig zur Hütte. Auf einer mautpflichtigen Privatstraße war sie zu erreichen, aber viele Kilometer lang. So nah am Ziel wollten wir die beiden Wanderer nicht verlassen. Ein Ticket für hoch und runter wurde gelöst und der Schlagbaum öffnete sich. Der Weg zu Nord-Europas höchstgelegenster Hütte, die mit dem Auto zu erreichen ist, war frei. Auf 1850 m Höhe empfing uns dichtes Schneetreiben, Ende August!

 

Hier oben befindet sich ein Sommerschigebiet, die Hütte ist Ausgangspunkt zahlreicher Wanderwege ins Gebirge.

 


Die beiden Studenten waren froh, doch noch das angestrebte Ziel erreicht zu haben.

Wir machten in den Räumlichkeiten der urgemütlich eingerichteten Hütte Rast und tranken einen Kaffee, dann fuhren wir wieder talab, nachdem wir uns von den beiden Wanderern verabschiedet hatten und ihnen noch viel Freude an der bevorstehenden Besteigung des angesagten Gipfels gewünscht hatten.

 

Wir erreichten spät das Städtchen Lom mit seiner prachtvollen Stabkirche, die aber leider schon verschlossen war. Das ärgerte uns nicht, da wir ja Dank der beiden Anhalter ein unverhofftes und besonderes Erlebnis hatten.

 


                                                                                        Die Stabkirche von Lom