WIE ICH IN SCHOTTLAND beinahe VERHAFTET WURDE - (FAST) EIN KRIMINALFALL

 


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Nachdem wir unsere Whiskyreise durch die Speyside gut überstanden hatten, wollten wir, mein Sohn Johannes und ich, noch eine Woche in Schottland fischen. Als Standort hatten wir uns das hübsche Städtchen Dunkeld zu Füßen der Highlands ausgesucht.


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An dem Tag, von dem ich berichte, sollte es an den Tay zum Lachsfischen gehen. Pünktlich um 8.30 Uhr holte uns Archie, unser Guide, ab. Nachdem alle Angelutensilien im geräumigen Geländewagen verstaut waren, ging es los. Ziel war die Strecke Lower Newtyle. Nach kurzer Fahrt erreichten wir besagte Stelle und wurden vom örtlichen  Aufseher des Flussabschnittes herzlich begrüßt.

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In der urigen Fischerhütte, ausgestattet mit allen Utensilien für den späteren Lunch, erwartete uns bereits Samy, die das „Menü“ vorbereiten sollte.

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Am Morgen war es noch frisch, und wir waren froh, dass wir uns am Feuer des offenen Kamins aufwärmen konnten. Die Sonne schien, der Fluss wand sich durch eine ländlich friedliche Landschaft. Bester Laune warteten wir auf die Dinge, die da kommen sollten. Um die Stimmung einzufangen, griff ich in meine Jackentasche, um die kleine Kamera herauszunehmen, die ich stets, besonders, wenn es zum Fischen geht, mit mir führe. Sie war nicht an ihrem Platz! Zum Betrachten der Fotos hatte ich sie am Abend zuvor herausgenommen. Wie schade!

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 Ich hatte eine Idee.Samy, die für unser leibliches Wohl sorgen sollte, hatte im Moment nichts zu tun, und ihr Auto hatte sie auch dabei. Warum konnte sie nicht zum Hotel fahren, es war kein weiter Weg, und meine Kameraausrüstung holen? Ich nannte ihr die Zimmernummer und beschrieb genau, wo sie die Kameratasche finden würde. Jetzt brachte uns der Guide mit dem Boot ans andere Ufer des Tay, und wir waren nun vollauf damit beschäftigt, mit der langen Zweihandrute das Spaycasten zu erlernen und dabei möglicherweise einen Lachs zu fangen. Als es Zeit war für den Lunch, ging es mit dem Boot zurück zur Hütte. leider - ein Lachs war uns nicht an die Angel gegangen! Zu einem Glas Rotwein nahmen wir das köstliche, von Samy bereitete Essen ein. Dann stießen wir mit Archie mit einem Glas Single Malt auf den schönen Tag an. Johannes kam auf die Idee, die Episode auf einem Foto festzuhalten. Ich griff nach der Kameratasche unterm Tisch. Sie sah anders aus als sonst. Und erst der Inhalt! Aus meiner Canon - war eine Nikon - Kamera geworden.

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 Auf Nachfrage beteuerte Samy, genau aus dem Zimmer die Kamera geholt zu haben, dessen Nummer - 17 - ich genannt hätte. „Um Gottes Willen“, sagte ich , „wir haben doch Zimmer 19!“ Was war zu tun? Ich schnappte mir die falsche Kamera, lieh mir Archie`s Auto und fuhr eilends zum Hotel. Als ich die Tür zur Hotelhalle öffnete, starrten drei Augenpaare auf die Kameratasche in meiner Hand. Die der Rezeptionistin hinterm Tresen und die zweier Herren, die stocksteif und grimmig dreinblickend in ihren Sesseln saßen und offensichtlich auf das Erscheinen einer gewissen Person warteten. Die beiden Männer, ein jüngerer und ein älterer, kannte ich von Ansehen. Wir hatten uns über sie gewundert, weil sie stets mit ihren Geigen auf dem Rücken durch den Ort spazierten. Johannes und ich hatten vermutet, dass es sich wohl um sehr teure Instrumente handeln müsse, die man aus Furcht vor Diebstahl nicht im Hotelzimmer liegen lassen konnte. In meinem holprigen Englisch versuchte ich nun der Dame am Empfang zu erklären, was geschehen war. Die Minen der beiden Geigenspieler, die ja Zeugen des Gespräches wurden, hellten sich allmählich auf. Die gute Nikon war also nicht gestohlen! Der jüngere der beiden Männer, dessen Eigentum ich nun noch immer in Händen hielt, untersuchte dann Kamera und Tascheninhalt und war sichtlich zufrieden, dass noch alles vorhanden und heil war. Nur, so ganz wollte er meine Geschichte nicht glauben, zumal sich Kamera, diverse Utensilien und die Tasche selbst an verschiedenen Orten im Hotelzimmer befunden hätten. Samy war also sehr gründlich bei der Erfüllung ihres Auftrags gewesen. Auch die Dame vom Hotel musste sich den Vorwurf gefallen lassen, dass man nicht wildfremde Menschen so einfach ins Hotelzimmer lassen könnte. Die Dame vom Empfang hatte inzwischen eilends den Telefonhörer ergriffen. Den Worten ihres Telefonats konnte ich entnehmen, dass sie der Person am anderen Ende der Leitung klarzumachen versuchte, dass ein Erscheinen des erwarteten Menschen, eines Polizisten, nun nicht mehr nötig sei; der vermeintliche Diebstahl hätte sich aufgeklärt. Ich entschuldigte mich tausendmal bei den Opfern, die nun mit Geige auf dem Rücken und Kamera in der Hand Zimmer 17 aufsuchten. Noch einmal wollte ich von der Rezeptionistin hören, dass alles in Ordnung sei. Sie versicherte mir, dass ich auch weiterhin mit keinen Repressalien seitens der örtlichen Polizeibehörde zu rechnen hätte. Der Fehler, so räumte ich ein, habe bei mir gelegen, als ich davon ausging, dass Samy im Hotel bekannt sei. Einigermaßen erleichtert fuhr ich zurück zum Fluss. Einen Lachs habe ich nicht mehr gefangen. Eine verdiente Strafe!