München 72

Tuesday16Aug/0112 201212:28 12:33

Olympische Spiele in München 1972

Jetzt, wo die Olympischen Spiele in London stattfinden, gehen meine Gedanken natürlich zurück in das Jahr 1972, als die Spiele in München waren. 

Hannegret, meine Frau, und ich hatten das Glück für ein paar Tage als Zuschauer dabei sein zu dürfen.

Das kam so. Wir saßen mit unseren Freunden zusammen. D. S. war für einen Kurzbesuch von München nach Köln gekommen. Bei der Olympiade fungierte er als Assistent von Prof. Donicke, der für Dopingkontrollen verantwortlich war. D. schwärmte uns von der olympische Atmosphäre vor und macht uns den Vorschlag, kurzfristig nach München zu reisen. Wir wandten ein, dass wir weder Eintrittskarten, Hotelzimmer noch Flüge nach München hätten. D. meinte, das würde sich alles schon finden. Die erste Nacht könnten wir ja irgendwie im Institut der Münchener Uni verbringen, wo die Dopingkontrollen ausgewertet wurden. Also verhandelten wir mit unserem Schulleiter und bekamen mit der Maßgabe der Nacharbeit Samstag und Montag frei! Ein Flug war schnell gebucht. Und so landeten wir am Freitagabend in der Olympiastadt.

Geschlafen haben wir die erste Nacht mehr schlecht als recht auf Pritschen in einem Umkleideraum des Instituts. Für die folgenden Nächte hatte D. uns tatsächlich ein Hotelzimmer im Centrum Münchens besorgen können, für einen horrenden Preis natürlich.

Dann ging es mit der Bahn auf`s Olympiagelände. Schnell hatten wir raus, dass überall dort, wo sich eine Menschentraube bildete, Eintrittskarten für olympische Ereignisse feilgeboten wurde. Meine sonst eher zurückhaltende Gattin entwickelte nun ein erstaunliches Talent im Feilschen um Eintrittskarten. So kam es, dass wir am frühen Samstagabend in der Fechthalle saßen und den Entscheidungen beiwohnen konnten.Olympischer Geist umfing uns! Gerade für mich war das besonders schön, da ich in meiner Jugend auch dem Fechtsport nachgegangen bin.

Der Sonntag war so geplant, Hannegret wollte mit ihrer Freundin Do. in die Pinakothek gehen. Do. hatte für diesen Nachmittag eine Karte für das Olympiastadion, die schenkte sie mir. Ich glaube, das hätte sie nicht getan, wenn sie gewusst hätte, was sich alles an diesem Tag im Stadion ereignen würde!

Kurzum, ich saß im Vip-Bereich oberhalb der Fernsehkommentatoren. Ein toller Platz, sehr nah am Geschehen, um mich herum Menschen aus aller Herren Länder.

Vielleicht erinnert sich der Leser, dass es an diesem Tag bei herrlichem Sonnenschein etliche Goldmedalien für Deutschland gab. Gerd Wolfermann gewann den Speerwurf, Hildegard Falck siegte im 800 m - Lauf und Bernd Kannenberg holte die Goldmedalle im 50 km Gehen. Heide Rosendahl wurde 2. im Fünfkampf der Frauen. Was für ein Tag, und ich war dabei!

Überall herrschte eine fröhliche Stimmung. Niemand ahnte, was der übernächste Tag Schreckliches bringen würde.

Am Montag gegen Mittag flogen wir nach Hause und erfuhren dann am nächsten Tag von den ungeheuerlichen Geschehnissen der Geiselnahme.

Mit recht bescheidenen Mitteln hielt ich einige Szenen der Sportereignisse im Bild fest. Gut verwahrt lagerten die Diapositive bis jetzt im Keller, leider doch verstaubt und angefeuchtet. Mit dem Scanner habe ich versucht, so gut es ging, einige wieder „lebendig“ zu machen.