Heinrich Böll zum Hundertsten

Morgen, am 21. Dezember, wäre er 100 geworden. Immerhin erinnert man sich an ihn. Seine Vaterstadt gedenkt seiner, voran in der Kölner Presse, einigermaßen würdig. Wenn man jetzt an Böll denkt, so fällt schmerzlich auf, wie sehr er gerade in diesen Zeiten fehlt. Wo sind heute die Literaten, die ihren Finger in die ach so zahlreichen Wunden legen? Absolutes Schweigen allerorten! 

Ihre Scham zum Ausdruck bringen sollten die Kreise, sofern überhaupt noch vorhanden, dann aber deren Epigonen, die in der Adenauer- und Straußära eine wahre Hexenjagd auf Heinrich Böll veranstaltet haben. Damals, als man als Kommunist und vaterlandsverratender Geselle bezeichnet wurde, wenn man etwas linke Ansichten vertrat.

Tatsächlich, so berichtete Rene` Böll, der Sohn, dass es sogar einmal eine regelrechte Razzia in Bölls Haus gegeben habe. Man betrachtete ihn als Sympathisanten der Bader-Meinhofgruppe. 

Hört man ihn heute in Interviewausschnitten reden, so ist man überrascht, welche Weisheiten er mit wenigen klugen und schlichten Worten zum Ausdruck bringen konnte! Auch das fehlt angesichts all der heute auftretenden Experten und Bedenkenträger, die mit vielen Worten nichts zu sagen haben.

Ich persönlich verdanke Heinrich Böll meine Liebe zur Grünen Insel Irland. Bölls Irisches Tagebuch war Ansporn und Reisebegleiter meiner ersten Irlandreise, die ich 1968 mit Freund Martin und meinem ersten selbst verdienten Gehalt machte, immer auf der Suche nach den liebenswerten Menschen und der wunderbaren Landschaft. 

Jahre später, ich machte mit meiner Familie Urlaub in Connemara, bewahrheitete sich für mich ein Motiv aus dem Irischen Tagebuch, als wir in unserem Cottage am wärmenden Kamin saßen, draußen der Sturm heulte und den Regen durch die geschlossene Haustür in unser Wohnzimmer trieb.