Mit diesem Pikup hatte es eine besondere Bewandtnis! Davon später!
Nach etlichen Tagen in der Dalton Trail Lodge, gelegen im kanadischen Yukon-Territorium, und einigen Expeditionen zum Fischen
unter der Führung unserer Guides, fand man uns, meinen Sohn Johannes und mich, für tauglich, einmal alleine in die Wildnis zu gehen. Wir bekamen noch einmal gründliche Instruktionen dafür,
wie wir uns bei einer Bärenbegegnung zu verhalten hätten. Zur Sicherheit, für den allergrößten Notfall, bekamen wir auch ein Pfefferspray, das uns den Bären dann vom Leibe halten
sollte.
Ich überlegte kurz, wie nah uns der Bär kommen müsste, damit der Spray seine Wirkung tun könnte, verdrängte diese Vorstellung
aber sofort wieder.
Die Angelausrüstung wurde im Pikup verstaut, und wir fuhren los. Johannes war heute Fahrer.
An einem See nahe des Alaska Highways, so sagte man uns, läge ein Boot, mit dem wir den See befahren könnten. Der Abzweig vom
Highway zu diesem Gewässer läge, die genaue Meilenzahl weiß ich nicht mehr, exakt dort, wo der Meilenzähler die betreffende Zahl anzeigen würde.
Aber bei der betreffenden Meilenzahl auf dem Tacho war auch nicht das geringste Anzeichen für einen Weg zu erkennen. Wir
beschlossen, in eine Schneise im Busch einzubiegen, die befahrbar erschien. Tatsächlich kamen wir vorwärts, aber nirgends war etwas seeähnliches zu erkennen. Eine Wendemöglichkeit bestand
nicht, zwangsläufig mussten wir weiterfahren und gelangten schließlich an einen Fluss, an dessen Ufer wir umdrehen konnten. Der Geländewagen suchte sich mühsam den Weg zum Highway
zurück!
Nun, nach einigem Suchen fanden wir doch noch die richtige Stelle, um den Wagen abzustellen und den Weg zum See
einzuschlagen.
Wir packten unser Angelgerät zusammen, Pfefferspray griffbereit, und machten uns über einen schmalen, steilen Pfad auf den Weg
zum Wasser hinunter. Noch nie hatte ich meinen Sohn so viel und so laut singen hören. - Bären mögen keinen Lärm! -
Tatsächlich, unten am See lag ein kleines Boot mit Outborder. Wir befreiten den Kahn von der Kette und schaufelten mit einer
Blechbüchse das an seinem Boden stehende Wasser heraus. Regenwasser?
Johannes hatte nun auch endlich Gelegenheit, sein für die Reise erworbenes GPS-Gerät einzusetzen. Für alle Fälle, so meinte
er, wolle er die Koordinaten unseres derzeitigen Standortes in das Gerät eingeben. Ich musste lachen ob des „Spielzeugs“.
Der kleine Motor sprang nach einigen Startversuchen auch an, und wir tuckerten los.
Ab und zu regnete es ein wenig, das konnte aber nicht der Grund dafür sein, dass sich immer mehr Wasser am Boden unseres
Bootes sammelte. Von Zeit zu Zeit mussten wir schöpfen. Das Boot war also undicht.
Da der Wasserspiegel aber nicht bedrohlich stieg, fuhren wir weiter.
Die Guides hatten uns gesagt, dass in
diesem See die in Kanada selten vorkommende Salmonidenart der Dolly Varden vorkäme. Ihren Namen haben diese Fische von den Saloon-Tänzerinnen der amerikanischen Goldgräberzeit. So bunt wie
diese Damen gekleidet waren, so farbenfroh sind auch diese Fische.
Wir sollten unsere Fliegen bei langsam fahrenden Boot hinter uns her schleppen. Wo Fische stünden, würden sie das durch
kräftige Bisse anzeigen. So war es dann auch. Wir fingen Fisch auf Fisch, so dass wir zur Abwechslung häufig den Standort wechselten.
Zwischendurch mussten wir immer wieder das Wasser aus dem Boot schöpfen! Dabei waren wir für einen Moment unachtsam. Die Folge war,
dass sich eine unserer Fliegenschnüre in der Propellerwelle des Motors verfing.
Also, Motor abstellen, übers Boot hängen und vorsichtig die Leine abwickeln. Das gelang Gott sei Dank! Nur hatten wir nicht
gemerkt, dass wir in einen Schilfgürtel trieben. Zum Glück sprang der Motor wieder an, Rückwärtsgang rein und raus aus der Gefahrenzone!
Nachher waren wir doch etwas vorsichtiger und genossen die Stille, die Einsamkeit und die herrliche Natur, wobei wir dann noch
prächtige Fische fingen.