Eine gute Tat

Die Dalton Trail Lodge
Die Dalton Trail Lodge

In letzter Zeit gehen meine Gedanken wieder öfter zurück in die schöne Zeit, die ich zusammen mit Johannes, meinem Sohn, vor einigen Jahren im kanadischen Yukon-Territorium verbringen durfte. 

Wir waren Gäste der Dalton Trail Lodge, über deren Vorzüge als Ausgangspunkt für Angelabenteuer ich schon an anderer Stelle berichtet habe.

Bisher war Lucas unser Guide gewesen, er hatte uns zu fischreichen Stellen an Flüssen und Seen geführt. Heute sollte Jonathan uns guiden.

Frühmorgens verluden wir Angelgerät und Proviant in den Geländewagen und los ging es. Nach einiger Zeit verließen wir den Highway, auf Schotterpisten ging die Fahrt weiter. Später bog unser Guide dann auf etwas ab, das so gar nicht mehr nach einem Weg aussah, wir fuhren durch ein trockenes Flussbett. Unser Gerät, aber auch wir, wurden kräftig durchgeschüttelt. Nach einer Weile erreichten wir einen schmalen Weg, der gefährlich nah an einem Abhang vorbei führte. Schließlich kamen wir doch nach längerer Fahrt an einer abgelegenen Stelle des Sees an, wo die Betreiber der Lodge ein Motorboot vertäut hatten. 

Alles Notwendige wurde ins Boot verladen, der Motor sprang an und los ging es, wir wollten ja Fische fangen.

Wir waren noch nicht lange unterwegs, als wir am gegenüberliegenden Seeufer ein kleines rotes Zelt sahen.

Fertigmachen zum Fischen                                                                  - Kathleen Lake Yukon-Territorium
Fertigmachen zum Fischen - Kathleen Lake Yukon-Territorium
Ganz hinten am Ufer sieht man das kleine rote Zelt
Ganz hinten am Ufer sieht man das kleine rote Zelt

Ohne viel Worte hielt unser Guide auf das Zelt zu. In Rufweite erfuhren wir dann, dass hier zwei junge Burschen campten, die mit Kanus unterwegs waren. 

Es ist wohl Gesetz in der Wildnis, dass man sich in einem solchen Fall davon überzeugt, dass bei dem Aufgefundenen alles in Ordnung ist. Vorschriftsmäßig hatten die beiden ihren Proviant auch weit weg vom Zelt hoch an einem Ast aufbewahrt, damit keine Bären dem Zelt zu nahe kommen sollten. Überall im Nationalpark weisen Schilder auf das richtige Verhalten im Bärenland hin.

Nun konnten wir fischen. Vom Boot aus, wie auch von seichten Uferstellen aus fingen wir Namaikusch, das sind arktische Seiblinge, von beachtlicher Zahl und Größe.

Gegen Mittag machte unser Guide am Ufer Feuer, und wir verzehrten mit großem Appetit unseren mitgebrachten Lunch.




Viel zu früh nach unserem Empfinden war es Zeit, an die Heimkehr zu denken. Der Heimweg war ja ziemlich weit. Auf eben geschilderten Pisten ging es zurück. 

Plötzlich entdeckten wir auf dem Wege voraus zwei Personen, ziemlich ungewöhnlich in der Wildnis! Unser Guide hielt an und fragte die beiden Männer, ob er irgendwie helfen könne.

Wir sahen in zwei überglückliche Gesichter. Die beiden waren auf einer Tour durch den Kluane Nationalpark und auf dem Heimweg. Am Abend sollten sie sich bei der Parkverwaltung zurückmelden, andernfalls würde eine Suchaktion gestartet. Ein Netz für eine Handy-Verbindung gibt es nicht!

Nie und nimmer, so berichteten die beiden, hätten sie das geschafft, weil einer fürchterliche Blasen an den Füssen hatte und nicht mehr laufen konnte. Er war zu faul gewesen, beim Überqueren kleiner Flüsse die Wanderschuhe auszuziehen, was er später schmerzlich bereute.

Die beiden jungen Männer, es waren Schweizer, kletterten auf die Ladefläche unseres Pickups und weiter ging die Fahrt zur Lodge.

Dort angekommen meldeten sie sich sofort bei der zuständigen Stelle der Parkverwaltung, heilfroh, ihr Abenteuer einigermaßen heil überstanden zu haben. 

Nachdem die bösen Wunden einigermaßen gut versorgt waren, feierten wir die „Rettung“ bei einem Bier. Erst am nächsten Tag wollten die beiden Schweizer weiter.