Bei Adele

Mit viel Vergnügen und tiefem Schmunzeln habe ich heute auf Tankred Rinders Homepage seinen Artikel über das Hotel Eberhard in Muggendorf gelesen!

Und da tauchten sie alle wieder auf vor meinem geistigen Auge. Wie Schemen im morgendlichen Nebel über der Wiesent erscheinen sie, neben Frau Würffel, selbstverständlich, die Gefährten vergangener Zeiten - Günther Stock, mein Mentor im Fliegenfischen, Gott hab ihn seelig, Gerhard Lerch mit seiner Wiesent Lodge, der nie so richtig heimig werden konnte an der Wiesent, leider auch schon verstorben, Heinz Weiland, der Altmeister, nun dort wohnhaft, Frau Wehrl von Gutenbiegen, die alten Damen aus der Hammermühle, eiserne Wächterinnen über Haus und Hof, Gerd Damm, der fliegenfischende Kriminalkommissar, leider auch verstorben, Maria Eckert, Tochter der Heinleins, die einstmals das Fliegenfischerhotel in Doos betrieben, und, und ... .

Wir, Ehefrau und Sohn, haben beinahe 20 Jahre lang in der Hammermühle in Waischenfeld gewohnt. Günther hatte mich dort eingeführt, verbunden mit zahlreiche Hinweisen für gutes Essen und Trinken in der Gegend. Hier lernte ich so richtig, mit der Trockenfliege zu fischen, wenn es galt, einen steigenden Fisch am anderen Ufer anzuwerfen.

Unter den Gästen der Hammermühle gab es einen festen Kreis von Fliegenfischern, der keine Annäherung zuließ. Der Eleve, wie ich damals einer war, hatte keinen Zutritt. Man grenzte sich ab. Aber es gab auch zugänglichere Menschen! Heute ist vom alten Geist der Hammermühle nur noch wenig zu spüren.

Dort, meist beim Frühstück, wurde darüber spekuliert, wer denn nun bei Adele gerade zu Gast sei. Ah, der und der, da müsse man doch mal zum Kaffeetrinken hin!

So dann auch einmal mein Sohn Johannes und ich. Wir betraten den Gastraum und schon baute sich, wenn man das bei ihrer kleinen Statur sagen kann, Frau Würffel vor uns auf und sprach:" Ihr seids doch auch Fliegenfischer! Das seh i gleich!" Wir bekamen auch Kaffee und Kuchen zu recht gesalzenem Preis.

Die anderen anwesenden Gäste, ich möchte sie mal mit dem Wort konservativ bezeichnen, beäugten uns kritisch. Die zum Hotel gehörende Wiesentstrecke ist wirklich sehr schön, leider habe ich dort noch nie gefischt. Das kann sich aber ändern, da ein ansehnlicher Teil als "Altherrenstrecke" bekannt ist!

Schon wahr, Adele legte stets Wert auf Rang und Titel. Viele derartige Herren waren Stammgäste. Um so lustiger nachzulesen,  wie so junge Burschen wie Tankred und sein Freund dort einfielen und es wagten, nach Zapfenstreich Unruhe zu verbreiten!

Es ist schon als "Glückstreffer" zu bezeichnen, dass die jungen Herren bei ihrem ersten Wiesentbesuch ausgerechnet bei Adele einfielen!

Vor einigen Jahren war Adele ernstlich krank, aber, wie es heißt, hat sie sich wieder prächtig erholt. Gott sei Dank!

Etwas hat Tankred vergessen zu berichten, direkt dem Hotel gegenüber liegt das Haus der Wunders. Es beherbergt eine kleine Schnapsbrennerei. Im winzigen Probierraum, vollgestellt mit Flaschen, kann man bei der netten Frau Wunder die herrlichsten Obstbrände kosten und erwerben. 

Einmal im Jahr sind wir immer an der Wiesent. Einer von uns beiden, meine Frau oder ich, meinen dann im Verlaufe des Jahres, es sei doch an der Zeit, mal wieder in die Fränkische zu fahren, alte Wege zu gehen und nachzusehen, was sich so alles verändert hat.

Leider! Gerhard Lerchs wunderschöne Wiesentlodge gibt es so nicht mehr. Er hatte dort den schönsten Laden für Fliegenfischerartikel, den ich je gesehen habe. Auch wohlsortiert war Maria Eckerts Geschäft in Streitberg, das es leider auch nicht mehr gibt!

Ich vermisse das Gespräch mit Gerhard Lerch, wenn ich in Gutenbiegen fischte, und er mir auf der dortigen Holzbrücke zuschaute.

Jetzt, wo ich das schreibe, fällt mir auf, dass ich etwas sentimental werde, zumal einige der alten Freunde und Bekannten nicht mehr sind!

Tankred (Montag, 11 November 2013 22:55)

Hallo Volker,
einen sprachlich als auch fotografisch sehr schönen Beitrag hast Du hier erstellt - auch ich konnte mir das Schmunzeln nicht verkneifen. Es freut mich sehr, dass ich dazu den Anstoß geben konnte. Mir gefällt die Hammermühle Strecke, vielleicht sollte ich dieser auch einen Besuch erstatten. Denn kommendes Jahr werde ich wieder in der Fränkischen Schweiz sein.
Grüße, Tankred