Es ist so was mit der Freiheit

Wer meinen Blog verfolgt hat, wird bemerkt haben, dass Freiheit für mich etwas sehr Wertvolles ist.

 

Die Freiheit ist überhaupt ein Gut, dessen Dasein weniger Vergnügen bringt als seine Abwesenheit Schmerzen.          - Jean Paul -

Freiheit ist immer die Freiheit der Anderen

 

-  Rosa Luxemburg  - 

Über den Satz der Sozialistin Rosa Luxemburgs hätten die Potentaten der ehemaligen DDR einmal nachdenken sollen!

Beobachtet man die heutige Gesellschaft, so muss man feststellen, dass Freiheit für die Menschen um uns herum etwas Selbstverständliches geworden ist. Besonders bei der Jugend ist das festzustellen. Das ist verständlich, denn sie hat noch keine Diktatur erlebt. Allenfalls gibt es Bilder im Fernsehen, die Unterdrückung in fernen Ländern zeigen. Aber Bilder ersetzen nicht ein persönliches Erleben!

Meine Generation, jedenfalls die Menschen im Westen unseres Landes, sind von diktatorischen Repressalien verschont geblieben. Erleben konnte man die aber, wenn man eine Reise z.B. in die DDR machen durfte.

Ich erinnere mich gut an zwei Reisen nach Ostdeutschland. Einmal fuhren wir zu einem runden Geburtstag meiner Großmutter in den Ostharz, dann zur Beerdigung meines Großvaters. Diese Reisen waren Ereignisse. Für diese dringlichen Besuche musste für meine Eltern und mich eine Aufenthaltserlaubnis der "DDR", damals noch in Anführungszeichen, beantragt werden. Wir fuhren mit dem Zug. Ob wir für unseren Aufenthalt in der DDR etwas bezahlen mussten, weiß ich nicht mehr, aber wir tauschen einen großen Betrag Westmark in Ostmark, um damit unsere Verwandten zu unterstützen. Nur, die Einfuhr von höheren Beträgen war streng verboten. Um sicher zu gehen, baten wir einen Schuster, das Geld in den Absätzen der Schuhe zu verstecken, die mein Vater auf der Reise tragen sollte. 

Bis zur Zonengrenze war die Eisenbahnfahrt eine wie jede andere. Kurz vor der Grenze verstummten alle Gespräche in den Abteilen, keiner sprach mehr. Politische Gespräche wurden sowieso vermieden. Nach dem Anhalten des Zuges öffneten sich die Türen und Uniformierte betraten den Zug. Angst lag in der Luft. Pässe, alle erforderliche Dokumente wurden gefordert und geprüft. Die Grenzer schauten unter die Sitze, durchsuchten Kleidung und Sonstiges in den Gepäcknetzen, alles, was Versteck für Verbotenes wie Westzeitungen sein konnte.

 Wir in unserem Abteil waren höchst erleichtert, als die Grenzpolizisten ins nächste Abteil wechselten. Der Devisenschmuggel war geglückt!

Bei der Ausreise war diese Prozedur noch viel strenger und gründlicher, weil man fürchtete, dass jemand sich im, unter oder auf den Dächern des Zuges verstecken würde, um zu fliehen. Tatsächlich hörten wir das Gepolter von Vopostiefeln über unserem Abteil. Draußen auf den Bahnsteigen war Hundegebell zu hören. Grenzer ließen Hunde unter die Wagons schnüffeln, zudem hielten sie große Spiegel an langen Stangen unter den Zug. Eine gespenstische Atmosphäre! 

Währen des Aufenthaltes in der Zone wurden im Verwandtenkreis politische Gespräche vermieden, der eine oder andere Onkel war ja ein Parteibonze, wie man damals sagte. War sichergestellt, dass kein Unbefugter zuhörte, schaute man trotzdem vors Fenster, um nachzuschauen, ob keiner lauschte.

Bei der Ankunft und bei der Abreise musste man sich bei der örtlichen Polizeibehörde an- und abmelden.

Ich schreibe das auf, damit diese Ereignisse nicht in Vergessenheit geraten! Auch für diese Geschehnisse werden die Augenzeugen weniger.